Urteil im Hirsch-Q-Prozess am Mittwoch erwartet

Am Mittwoch soll im Prozess um den Überfall auf die Kneipe Hirsch-Q am 12. Dezember 2010 ein Urteil gesprochen werden. Mit dem Urteil wird auch für Antifaschist*innen in Dortmund ein wichtiges Kapitel im Kampf gegen Rechte Gewalt zunächst abgeschlossen.

Videoauswertung durch Autonome Antifagruppen

Bereits kurz nach dem Überfall, bei dem zwei Menschen durch Messerstiche Verletzungen davontrugen, wurde im Internet ein Überwachungsvideo veröffentlicht, in dem der Tathergang zu sehen war und auf dem bekannte Mitglieder der „Skinheadfront Dortmund Dorstfeld“ als Täter*innen zu erkennen waren. Trotzdem liefen die Ermittlungen zunächst schleppend, die Staatsanwaltschaft verkündete nach einem halben Jahr sogar, wegen fehlender Zeugen kaum Belastungsmaterial gegen die Täter*innen zu haben.

Dies änderte sich, als das damalige „Dortmunder Antifa-Bündnis“ (DAB) eine detaillierte Auswertung des Videos veröffentlichte. Den Antifaschist*innen gelang, was den Ermittlungsbehörden bis dahin angeblich nicht möglich war. Sie führten im Detail auf, wer zustach, -trat und -schlug. Die Ermittlungen nahmen daraufhin an Fahrt auf.

Verfahrensbeginn nach mehr als zwei Jahren

Trotzdem dauerte es zweieinhalb Jahre, bis der Prozess gegen die im Video zu sehenden Neonazis begann. Nachdem sich zunächst die Staatsanwaltschaft lange Zeit gelassen hatte, eine Anklage zu erheben, dauerte es noch einmal über ein Jahr, bis schließlich im Juni 2013 die Verhandlung vor dem Landgericht begann. In der Folge sollte sich diese Verzögerung als folgenschwer herausstellen, da zahlreiche Zeugen sich nicht mehr im Detail an die Geschehnisse des 12. Dezember 2010 erinnern konnten.

Verfahrensbeobachtung durch Dortmund Nazifrei

Das der Verlauf des Prozesses auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, ist ein Verdienst der Antifaschist*innen von Dortmund Nazifrei. Detaillierte Berichte zu nahezu jedem Prozesstag finden sich auf der Homepage des 2011 gegründeten Bündnisses. Es ist damit gelungen, einen für Dortmund zeitgeschichtlich relevanten Prozess der Nachwelt zugänglich zu machen und auch der Deutungshoheit der Neonazis zu entziehen. Diese haben sowohl im Gericht als auch in ihren eigenen Berichten von den Verhandlungstagen, versucht, die Betroffenen des Überfalls als die eigentlichen Täter*innen und das Beweisvideo als manipulierte Halbwahrheit darzustellen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Gericht dieser fadenscheinigen Verteidigungsstrategie nicht folgt, sondern die ­Tat als das erkennt was sie war, ein Mordversuch mitten in der Dortmunder Innenstadt. BlockaDO ruft für Mittwoch um 17 Uhr zu einer Kundgebung parallel zur Urteilsverkündung auf. Im Anschluss werden wir in einer Demonstration zum Tatort des Überfalls ziehen.

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